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Abriss an der Könneritzstraße beginnt

Der DDR-Riegel samt Anbau macht Platz für 540 neue Wohnungen. Damit kehrt auch der Schützengarten zurück.

Von Nora Domschke
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Die Zeichen stehen auf Abschied in der Könneritzstraße 25. Das Areal wird komplett neu gestaltet. Ab 2020 entsteht hier ein neues Wohnquartier mit mehr als 500 Wohnungen.
Die Zeichen stehen auf Abschied in der Könneritzstraße 25. Das Areal wird komplett neu gestaltet. Ab 2020 entsteht hier ein neues Wohnquartier mit mehr als 500 Wohnungen. © Christian Juppe

Alles muss raus. Was nach einem Werbespruch für den Winterschlussverkauf klingt, besiegelt derzeit das Ende des alten DDR-Riegels an der Könneritzstraße. Männer in weißer Vollkörpermontur sind dabei, alles, was sich im Gebäude befindet, auszubauen und in große Container zu laden. Entkernung heißt das in der Baufachsprache. In der Wilsdruffer Vorstadt geht damit eine Ära zu Ende, denn schon in den nächsten Wochen wird der gesamte Gebäudekomplex nach und nach verschwinden.

Das zuletzt als Kreativ- und Gründerzentrum genutzte Haus wird samt Anbau abgerissen. Im flacheren Nebengebäude hatte das Sozialkaufhaus bis zum Sommer seinen Sitz. Weil der Mietvertrag endete, ist das Kaufhaus, in dem es Kleidung, Möbel und Elektrogeräte für Dresdner mit kleinem Geldbeutel gibt, nun auf die Industriestraße umgezogen. Seit Anfang September ist das Angebot in der Nähe des Neustädter Krankenhauses zu finden. Der Umzug war lange geplant, denn schon seit Jahren steht fest: Auf dem rund 50 000 Quadratmeter großen Gebiet zwischen Könneritzstraße, Jahnstraße, Schützengasse und Schützenplatz wird sich einiges verändern. Die Neuordnung des Areals hatte die Stadt in den vergangenen Jahren mit einem städtebaulichen Wettbewerb in die Wege geleitet, bei dem sich ein Entwurf des Berliner Büros Nöfer durchgesetzt hatte.

Abriss bis Spätsommer 2019

Dieser sieht unter anderem vor, dass der historische Schützengarten in das Wohnquartier hinein erweitert wird. Der Schützengarten wird dem künftigen Viertel, in dem 540 Wohnungen entstehen, auch seinen Namen geben. Ein weiteres Merkmal der neuen Gebäude: Sie sind zur historischen Innenstadt hin terrassenartig angelegt, sodass der Blick für die neuen Bewohner unverbaut bleibt.

Auf der Grundlage des Entwurfes hatte die Stadt einen Bebauungsplan erarbeitet, der seit September 2017 rechtskräftig ist. Im Oktober hatten nun die Vorbereitungen für den Abriss der alten Gebäude begonnen. Auf dem Vorplatz sind die Plattenwege verschwunden, Bäume wurden gefällt, zurzeit werden die Häuser leer geräumt. Erst im Spätsommer 2019 soll der Komplex dann komplett verschwunden sein. Der Eigentümer, die Deutsche Wohnen mit Sitz in Berlin, kündigt an, mit den Neubauten im Februar 2020 zu starten. Dabei entstehen auf rund 18 000 Quadratmetern insgesamt 540 neue Wohnungen sowie Gewerbeflächen mit einer Größe von 1 700 Quadratmetern. Geplant sind 13 Mehrfamilienhäuser, die zwischen vier und sieben Etagen haben werden. Weil die Häuser in einer Blockrandbebauung angeordnet werden, entstehen drei begrünte Innenhöfe.

Von dem XXL-Bauprojekt in der Innenstadt werden nicht nur die künftigen Bewohner profitieren: Mit dem historischen Schützengarten soll in der Mitte des Wohnquartiers eine öffentliche Fläche mit Flaniermeile und Spielplatz entstehen. Neben der Herzogin Garten an der Ostra-Allee ist der Schützengarten nur wenige Meter weiter nun die zweite historische Anlage, die ins Stadtbild zurückkehren wird. Wie der Name schon beschreibt, wurden hier einst Schießübungen gemacht. An jene Vergangenheit erinnern heute unter anderem der Schützenplatz und das Schießhaus.

Drei Tiefgaragen in den Innenhöfen

Ein wesentlicher Punkt bei der Planung des Quartiers waren die Parkplätze. Durchs Kraftwerk Mitte mit Operette und Theater Junge Generation ist die Situation im Stadtteil angespannt. Damit sich das Problem nicht verschärft, werden unter den Gebäuden und Innenhöfen drei Tiefgaragen mit Pkw- und Fahrradstellplätzen gebaut.

Die Kosten für das gesamte Bauprojekt belaufen sich auf rund 150 Millionen Euro. Anfang dieses Jahres hatte sich die Münchner Optima-Aegidius-Gruppe aus strategischen Gründen, wie es damals hieß, von dem Vorhaben getrennt, da sich das Unternehmen auf Projekte in München und Berlin konzentrieren wolle.

Mit dem DDR-Riegel verschwindet nun der ehemalige Standort des Kombinats VEB Elektrobau. Zuletzt nutzten 150 Start-up-Unternehmen und Kreative sowie die Obdachlosenzeitung „drobs“ das Haus.